Am Abend des 25.11.2019 fand in der Tonhalle des Werksviertels eine vielbeachtete außerordentliche Bürgerversammlung für Berg am Laim und Au/Haidhausen statt, auf der die Deutsche Bahn (Markus Kretschmer, Gesamtprojektleiter 2. Stammstrecke) zum Stand und zu den Planänderungen der 2. Stammstrecke informieren wollte. Aufgrund der Polarisierung um dieses Thema war die Versammlung mit ca. 500 Personen sehr gut besucht.
Die Moderation übernahm Stadtrat Hans Theiss, dem es auch zu verdanken war, dass die Veranstaltung trotz zum Teil erhitzter Gemüter in geregelten Bahnen ablief.
Aus Berg am Laimer Sicht war im anfänglichen Infoblock vor allem die neue geplanter Stationssituation am Ostbahnhof interessant (wo ein komplett neuer Fußgängertunnel den direkten Übergang von allen Linien zum Werksviertel und zur geplanten Konzerthalle sicherstellen soll), sowie der Ausbau der Station Leuchtenbergring (von 4 auf 6 Gleise, mit neuer Fußgängerbrücke samt Rolltreppen und Aufzügen), sowie die zu erwartenden Behinderungen während der Bauzeit.
Zu letzteren gehören vor allem der Durchtrieb der Strecke vom Ostbahnhof zum Leuchtenbergring unter der Berg-am-Laim-Straße, wodurch es temporär zu Tramunterbrechungen und Verengungen des Autoverkehrs kommen wird, die Rampenänderung der Rad- und Fußgängerunterführung zwischen Frieden- und Orleansstraße (die aber während der Bauzeit erhalten bleibt), der Abriss des alten Zollhauses beim Haidenauplatz sowie die Nutzung der Friedenstraße für An-und Abtransport von Baumaterial für den Ostbahnhof.
Einen Großteil der Diskussion nahm dann die generelle (und nicht stadtteilspezifische) Diskussion um den Sinn, die Kosten der, sowie die Alternativen zur 2. Stammstrecke ein. Die meisten gestellten Anträge befassten sich mit dieser Frage. Jeweils klare Mehrheiten in den Abstimmungen ergaben sich für Anträge, die einen sofortigen Start von Planungen zu einem S-Bahn-Ring (geschlossen oder Nord- und Südring) forderten. Dies als Ergänzung zur 2. Stammstrecke oder zur Überbrückung bis zur Fertigstellung. Abgelehnt wurden radikale Anträge in jeder Richtung (sofortige komplette Einstellung des Projekts oder sofortiger diskussionsloser Baubeginn). Eine Mehrheit der abstimmungsberechtigten Bürger sah also das Vorhaben skeptisch, und wollte es von anderen Maßnahmen (Ring, Bürger-Fachforum, alternative Konzepte) begleitet sehen.
Meine persönliche Meinung: Auch wenn die Kosten immens sind, sehe ich inzwischen (auch angesichts der schon getätigten Investitionen) keinen Sinn darin, das Projekt komplett zu stoppen. Wenn wir es mit der Verkehrswende und der Verlagerung vom Auto auf den ÖPNV wirklich ernst meinen, brauchen wir die 2. Stammstrecke UND viele weitere Maßnahmen wie einen S-Bahn-Ring, aber auch die Ertüchtigung der Außenäste. Der Forderung, kundige Bürger in einem beratenden Fachforum in alle Planungen einzuschließen (hier gibt es schon hochinteressante Konzepte vom Münchner Forum, von Pro Bahn und von der Initiative S-Bahn München 2030), kann ich mich nur anschließen.